Friday, November 30, 2007

US-Bigotterie


Da muss den PR-Hanseln von St. Germain ja ein echter Fehler unterlaufen sein. Bekam ich doch vor zwei Wochen eine schööön verruuuchte Werbepostkarte (links im Bild) für ihr Alkoholgetränk: Eine vintage beauty, rauchend, saufend und die Brust darbietend. "O-ha!" stellten die PR-Hanseln dann wohl fest, "das geht ja gar nicht, wir sind ja in den USA. Eine Waffe rumschleppen darf man hier ja, und saufen ist auch ok, aber: eine entblößte Brust? eine Zigarette? Mon dieu! Das müssen wir schnellstens retouchieren!"
Gesagt, getan, und so fand ich heute an der Ecke Houston und Mulberry die entschärfte Variante als Poster (rechts). Gerade mal noch den Kadi abgewendet und dabei gleich auch noch das erzchristliche Abendland gerettet!
Aber der politically correcte Spuk geht noch weiter: Auf der Website von St. Germain muss man Herkunftsland und Geburtstag angeben, um die Seiten überhaupt betreten zu dürfen. Wer als Geburtsjahr etwa fröhlich "1900!" eingibt, darf auch als Tattergreis die Schranke passieren. Wer jedoch als unter 21-Jähriger auf die Holunderfuselseiten will - dem wird der Zutritt wegen Minderjährigkeit verwehrt. Und dann gibt's da nicht mal diese Bilder zu sehen. Alles sicher, wasser- und klagefest.

mood swing


Jaa, ich könnte über die morgige Eröffnung des New Museum of Contemporary Art auf der Bowery schreiben, wo wir heute als members schon mal zur preview waren und auch sehr schöne Bilder mitgebracht haben. Aber mir ist mehr nach einem vorweihnachtlichen Gruß aus New York, den wir am Mittwoch der Woche abgelichtet haben. Im Bild zu sehen: Hinter der festlichen Tanne lugt das American Radiator Building hervor (heute Bryant Park Hotel), an der Südseite des Bryant Park in Midtown Manhattan. Gerade hinter der halb verkleideten New York Public Library gehen wir derzeit Schlittschuh laufen - umsonst und draußen auf New Yorks größter Schlittschuhbahn The Pond at Bryant Park.

Tuesday, November 27, 2007

Bild des Tages


Fwd: NYC Photos
Originally uploaded by gothamistllc
You must take the "A" train!
Thanky you, Phil!

New Yorker Lochverschlüsse


NYC SEWER MADE IN INDIA
Originally uploaded by Triborough
Schrub ich doch neulich schon War da was? über New Yorker Lochverschlüsse, so können wir heute noch einen draufsetzen: ConEd (ja, meine gaanz speziellen Freunde, die New Yorker Energieversorger) lassen Ihre Kanaldeckel in Indien gießen - und zwar von Arbeitern, die nicht mal Schuhe tragen. Die New York Times macht ihre Regionalseiten mit dem Thema auf: New York Manhole Covers, Forged Barefoot in India). Dazu gibt es unglaubliche Bilder in der NYT-Multimediashow. Weitere Bildverweise unter Indian Manhole Production Photos "Disturb" Con Ed beim Gothamist.

Immer wieder sterben Tiere und Menschen, weil die Kanaldeckel auch gerne mal Kriechstrom der härteren Sorte führen (nach einer ConEd-Untersuchung alleine 1214 im Jahre 2004). Traurige Berühmtheit erlangte Jodie Lane, die hier gerade um die Ecke in der 11. Straße zu Tode gegrillt wurde, als sie versuchte, ihrem Hund das Leben zu retten. Siehe auch die Artikelsammlung in der NY Times.

Wednesday, November 14, 2007

Hellllo there!


"Recht auf informationelle Selbstbestimmung"? Gleich mehrere Fremdworte in den USA. Kaum war mein Mobiltelefon angemeldet, kamen die ersten Anrufe. "Salam aleikum", flötete eine Angestellte einer New Yorker Zahnklinik im Glauben, einen zahnbehandlungsbedürftigen arabischsprachigen Kunden an der Strippe zu haben.

Kurz darauf meldete sich mit maschinengenerierter Stimme Geoffrey the Girafe - das offizielle Maskottchen des Spielwarenunternehmens Toys 'R' Us. Geoffrey wollte mir irgendein Spielzeug für meine Kinder aufzuquatschen, von denen noch nicht einmal ich selber wusste.

Vorläufiger Höhepunkt war dann der Anruf von Hillary Clinton. Ob ich denn nicht ein paar Taler für eine gute Sache locker machen wolle? Ok, es war nur eine synthetische Hillary, aber immerhin.

Nun bin ich weder Moslem, noch habe ich Kinder und wählen darf ich in den USA auch nicht. Dieser Fall war noch einfach zu klären: Meine Mobilnummer war vom Mobilfunkanbieter recyclet worden - und offenbar noch im Speicher einiger "Geschäftspartner".

Wer dermaßen jedoch an seinem Festnetzanschluss genervt wird, fragt sich: Was tun?

a) Cool bleiben, aufhängen und sofort verdrängen. Empfohlen v.a. bei maschinengenerierten Anrufen.

b) Cool bleiben, antworten, aufklären. Geht eine Weile lang gut, aber nur, wenn man einen Menschen statt eines Automaten am anderen Ende der Leitung hat.

c) Uffrejen, langsam eskalieren und die Telemarketer mit deutschen Flüchen à la Kapitän Haddock eindecken: "Hagel und Granaten! Hunderttausend heulende Höllenhunde! Seiltänzer! Kartoffelkäfer! Kleptomanen! Trog-Lo-Dy-Ten!" Uffhängen. Weiterfluchen.

d) Sich abmelden - und sich damit erst richtig der Werberbrut ausliefern. Wer seine Nummer bei der National Do Not Call Registry angibt, ist zwar für fünf Jahre lang geschützt. Nach Ablauf dieser Frist jedoch ist Schluss mit lustig, denn nicht nur die Regierungsbehörde hat die Liste, sondern auch jeder größere Telemarketer in den USA. Und die achten genau darauf, welche Nummer a) existiert und b) nicht mehr blockiert ist.
Die Website wird von der Verbraucherschutzbehörder der USA, der Federal Trade Commission (FTC), betrieben. Wenn der US-Kongress mitspielt, läuft die Frist demnächst nicht mehr aus, wer drin ist, ist drin - und hoffentlich geschützt.

Hier liegt der Hase im Pfeffer: Der Besitzer des Telefonanschlusses muss sich selbst schützen. In Deutschland ist es den Werbenden bis auf Weiteres untersagt ist, potentielle Kunden zu ködern oder sie mit unverlangter Post oder Faxen zu belästigen. In den USA jedoch darf man sich über Werbeanrufe selbst Samstag abends um 9 Uhr nicht wundern. Eine Folge davon: Viele US-Bürger gehen nach 18 Uhr einfach nicht mehr ans Telefon. Ein e weitere Folge war die enorme Zunahme an Mobiltelefonen. Denn deren Nummern werden allerdings allen Gerüchten entgegen immer noch nicht freigegeben - weder in Telefonbüchern noch in Listen an die Telemarketer (mehr dazu hier: Celling Your Soul).

Erstickt doch an Eurer Werbung, möchte man ausrufen - doch verkennt man damit den amerikanischen unerschütterlichen Glauben ans freie Unternehmertum, dem man besser nicht im Weg stehen sollte. Dasselbe gilt übrigens auch für Post. Aber dazu ein anderes Mal. Tüüüt.