Wednesday, November 14, 2007

Hellllo there!


"Recht auf informationelle Selbstbestimmung"? Gleich mehrere Fremdworte in den USA. Kaum war mein Mobiltelefon angemeldet, kamen die ersten Anrufe. "Salam aleikum", flötete eine Angestellte einer New Yorker Zahnklinik im Glauben, einen zahnbehandlungsbedürftigen arabischsprachigen Kunden an der Strippe zu haben.

Kurz darauf meldete sich mit maschinengenerierter Stimme Geoffrey the Girafe - das offizielle Maskottchen des Spielwarenunternehmens Toys 'R' Us. Geoffrey wollte mir irgendein Spielzeug für meine Kinder aufzuquatschen, von denen noch nicht einmal ich selber wusste.

Vorläufiger Höhepunkt war dann der Anruf von Hillary Clinton. Ob ich denn nicht ein paar Taler für eine gute Sache locker machen wolle? Ok, es war nur eine synthetische Hillary, aber immerhin.

Nun bin ich weder Moslem, noch habe ich Kinder und wählen darf ich in den USA auch nicht. Dieser Fall war noch einfach zu klären: Meine Mobilnummer war vom Mobilfunkanbieter recyclet worden - und offenbar noch im Speicher einiger "Geschäftspartner".

Wer dermaßen jedoch an seinem Festnetzanschluss genervt wird, fragt sich: Was tun?

a) Cool bleiben, aufhängen und sofort verdrängen. Empfohlen v.a. bei maschinengenerierten Anrufen.

b) Cool bleiben, antworten, aufklären. Geht eine Weile lang gut, aber nur, wenn man einen Menschen statt eines Automaten am anderen Ende der Leitung hat.

c) Uffrejen, langsam eskalieren und die Telemarketer mit deutschen Flüchen à la Kapitän Haddock eindecken: "Hagel und Granaten! Hunderttausend heulende Höllenhunde! Seiltänzer! Kartoffelkäfer! Kleptomanen! Trog-Lo-Dy-Ten!" Uffhängen. Weiterfluchen.

d) Sich abmelden - und sich damit erst richtig der Werberbrut ausliefern. Wer seine Nummer bei der National Do Not Call Registry angibt, ist zwar für fünf Jahre lang geschützt. Nach Ablauf dieser Frist jedoch ist Schluss mit lustig, denn nicht nur die Regierungsbehörde hat die Liste, sondern auch jeder größere Telemarketer in den USA. Und die achten genau darauf, welche Nummer a) existiert und b) nicht mehr blockiert ist.
Die Website wird von der Verbraucherschutzbehörder der USA, der Federal Trade Commission (FTC), betrieben. Wenn der US-Kongress mitspielt, läuft die Frist demnächst nicht mehr aus, wer drin ist, ist drin - und hoffentlich geschützt.

Hier liegt der Hase im Pfeffer: Der Besitzer des Telefonanschlusses muss sich selbst schützen. In Deutschland ist es den Werbenden bis auf Weiteres untersagt ist, potentielle Kunden zu ködern oder sie mit unverlangter Post oder Faxen zu belästigen. In den USA jedoch darf man sich über Werbeanrufe selbst Samstag abends um 9 Uhr nicht wundern. Eine Folge davon: Viele US-Bürger gehen nach 18 Uhr einfach nicht mehr ans Telefon. Ein e weitere Folge war die enorme Zunahme an Mobiltelefonen. Denn deren Nummern werden allerdings allen Gerüchten entgegen immer noch nicht freigegeben - weder in Telefonbüchern noch in Listen an die Telemarketer (mehr dazu hier: Celling Your Soul).

Erstickt doch an Eurer Werbung, möchte man ausrufen - doch verkennt man damit den amerikanischen unerschütterlichen Glauben ans freie Unternehmertum, dem man besser nicht im Weg stehen sollte. Dasselbe gilt übrigens auch für Post. Aber dazu ein anderes Mal. Tüüüt.

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