Monday, January 26, 2009

Bye, bye, grey old lady?

Alles begann mit der "Financial Page" in der Ausgabe des New Yorker vom 22. Dezember: Unter dem Titel News You Can Lose schrieb James Surowiecki über den merkwürdigen Platz zwischen Verleger-Himmel und -Hölle, in dem sich die Zeitungen seit Jahren befinden: Sie werden noch teuer auf Papier gedruckt, erscheinen aber in vollem journalistischem Umfang auch online - und zwar fast ausschließlich kostenlos. Nicht weniger, sondern mehr Leser haben die Zeitungen nun - aber keiner zahlt. Diese Zeit des Umbruchs müsse bald vorbei sein, sonst gehe es dem Qualitätsjournalismus an den Kragen. Dabei wurde auch das finanzielle Schlingern der guten Tante Times genannt.

Dann orakelte Michael Hirschorn in der Januar-Ausgabe von Atlantic über das mögliche Ende der gedruckten New York Times im Mai 2009. "Alles Quatsch!", dementiert die "New York Times". Diese reagierte recht säuerlich in einem Leserbrief. Aber wo es raucht, ist meist auch Feuer. Und das Feuer bei der Times ist nicht mehr zu übersehen. Nachdem schon die Chicago Tribune in die Binsen gegangen ist und der Boston Globe nur noch am seidenen Faden hängt, fragt nun jeder, wer der nächste Todeskandidat ist.

Alles halbe Höhe, meint Felix Salmon in der Portfolio-Ausgabe vom 7. Januar: Why the New York Times Won't Cease Printing

Paidcontent.org berichtete am 23. Januar, dass die Times 19 ihrer 25 Etagen im wunderschönen Neubau von Renzo Piano verscheuern will. Und zwar die, in denen sie selbst arbeitet. Ein "sale-leaseback" soll's richten, die verbleibenden sechs Etagen will die Times dann selbst vermieten.

Aber das reicht noch nicht. Übereinstimmend gehen die Quellen von Schulden von 400 Millionen Dollar für Mai 2009 aus. Immerhin gibt es ein zwischenzeitliches Aufatmen auf den Fluren der grey lady: Das Time Magazine berichtet am 20. Januar über den mexikanischen Medientycoon Carlos Slim, der schon 6,9% der Times Compmpany-Aktien besitzt. Er haut die Times noch mal raus - mit einem Investment von 250 Mio. Dollar. Mehr Details dazu bei paidcontent.org.

Am Rande dazu noch drei weitere interessante stories:

Das New York Magazine wirft einen Blick auf die aufmüpfigen Cybergeeks in der Redaktion der NYT, die mit neuen journalistischen Formen die Zeitung retten könnten. Und wenn es in den Cyberspace ist.

Und was da? Da lesen wir Jon Austins Essay Fixing the Newspaper Business or “Do I Have to Do Everything Around Here?”. Genau. So wird's gemacht. Die Rückkehr bzw. Zukunft des Micropayments.

Und aus der Vogelsperspektive wirft der alte Adler "New Yorker" einen Blick in die Geschichte und betrachtet die politischen Auswirkungen, wenn eine Zeitung verschwindet. Was geht mit ihr?

Wer "zeitnah" up to date bleiben möchte, liest natürlich (auch) ein Blog. Was wäre da passender als www.newspaperdeathwatch.com?

The New Yorker: News You Can Lose
The Atlantic: End Times Can America’s paper of record survive the death of newsprint? Can journalism?
The Atlantic: End Times: A Response A letter from The New York Times Company
Portfolio: Why the New York Times Won't Cease Printing
Time Magazine: How Carlos Slim Saved the New York Times
Paidcontent.org: It’s Official: NYTCo Gets $250 Million Cash Infusion From Carlos Slim
New York Magazine: The New Journalism: Goosing the Gray Lady What are these renegade cybergeeks doing at the New York Times? Maybe saving it.
The Rowdy Crowd: Fixing the Newspaper Business or “Do I Have to Do Everything Around Here?”
The New Yorker: Back Issues The day the newspaper died.


UPDATE

Die NYTimes leistet natürlich einen sehr interessanten Beitrag zur Debatte - und zwar imn Blog Room for Debate. In Battle Plans for Newspapers vom 10. Februar kommen zu Wort:

  • Nicholas Lemann, Dekan der Columbia Journalism School

  • Joel Kramer, Redakteur der MinnPost.com

  • Steven Brill, Gründer des American Lawyer magazine

  • Geneva Overholser von der Annenberg School of Journalism

  • Craig Newmark, Gründer der Anzeigenplattform craigslist.org

  • Andrew Keen, Autor

  • Edward M. Fouhy, Gründingsredakteur von Stateline.org

  • Rick Rodriguez, ehemaliger Redakteur der Sacramento Bee


Und last not least hat das Time Magazine den sterbenden Zeitungen eine ganze Titelgeschichte gewidmet: How To Save Your Newspaper (16. Februar 2009)

How to Save Your Newspaper
Jetzt oder nie, heißt es für die Amerikas Tageszeitungen. Ein ehemaliger leitender Redakteur von TIME zeigt dem Journalismus einen Weg zurück zum Wohlstand: Bezahlen, und zwar jedes Mal einen Nickel

The Race for A Better Read
Gute Neuigkeiten für die alten Medien: Neue E-Reader könnten schon bald das Lesen erleichtern - besser als auf Papier Hier sind einige der Wettbewerber.

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